Wir Pfadfinderinnen und Pfadfinder werden nach wie vor noch immer mit dem Kodex „Jeden Tag eine gute Tat“ in Verbindung gebracht. Dies ist eine, schon lange im Volksmund verankerte, Assoziation und sie besteht beharrlich. In unseren Ohren lässt dieser Satz die ‚Alarmglocken‘ anspringen, denn meist entsteht eine lästige Diskussion aus solch einer Konfrontation. Der Satz geht nicht generell in die falsche Richtung, nur sind wir mit dieser plumpen Formulierung nicht glücklich. Daher versuche ich hier mit ein paar Sätzen euch einen kleinen Einblick zu geben und für Verständnis in dieser Sache zu werben.


Wir sind eine Jugendbewegung, die eine Gemeinschaft bildet und sich für ihr internes Zusammenleben eigene Regeln auferlegt hat. Dabei geht es nicht um das Errichten starrer Regeln, ganz im Gegenteil. Es sind ’sanfte‘ Richtlinien, die uns helfen sollen und Entwicklungsräume schaffen, anhand derer wir uns austoben können und unsere Verhaltensweisen in jeglichen Alltagssituationen kennenlernen und schulen können. Es sind unsere allgemein gültigen Werte, die wir in unserer Gemeinschaft leben wollen. Sie umfassen das Miteinander, das persönliche Engagement, unsern Umgang mit der Umwelt, die individuelle Verantwortung, und, und, und. Da es kompliziert ist sich an solchen, nicht konkret festgeschriebenen Grundsätzen zu orientieren, wurden die Pfadfinderregeln verfasst:

Die 9 Regeln der Pfadfinder*innen:

  • Ich will mich beherrschen.
  • Ich will den anderen achten.
  • Ich will aufrichtig und zuverlässig sein.
  • Ich will hilfsbereit und rücksichtsvoll sein.
  • Ich will Schwierigkeiten nicht ausweichen.
  • Ich will kritisch sein und Verantwortung übernehmen.
  • Ich will die Natur kennen lernen und helfen, sie zu erhalten.
  • Ich will zur Freundschaft aller Pfadfinderinnen und Pfadfinder beitragen.
  • Ich will dem Frieden dienen und mich für die Gemeinschaft einsetzen, in der ich lebe.

Es sind kurze Sätze, die die Inhalte, welche uns wichtig sind, knackig zum Ausdruck bringen. Jede einzelne Regel beginnt mit den Worten „Ich will …“. Diese Formulierung äußert klar, dass das Mitglied selbst der Überzeugung ist, dass diese Regel für sie/ihn persönlich gilt und er/sie in der Verantwortung steht, diesen Inhalt zu vertreten. Wir sind aktiv und dynamisch, wollen uns ausprobieren und erhalten mit den 9 Regeln eine Richtung, in welcher allgemein verträglichen Weise wir unsere Ideen leben können. Und generell, so wird mir vermutlich jeder zustimmen, bedarf es immer einiger Regeln, um das Gelingen von Gemeinschaft zu ermöglichen.

Wenn du dir die Regeln durch liest, wirst du bemerken, dass sie ehrenwerte Tugenden ansprechen, die auf ganz einfachen Grundsätzen beruhen und jedem geläufig seinen dürften. Sie verlangen nichts Unerreichbares, fordern keine überzogene Ritterlichkeit. Trotzdem bedarf es eines jeden täglichen Einsatzes, über die Gemeinschaft der Pfadfinder*innen hinaus, um in unserer Welt ein friedliches Miteinander zu ermöglichen. Denn diesen Einsatz fordert Robert Baden-Powell, der vor über hundert Jahren die Pfadfinderei gründete, mit seinem oft zitierten Satz „Verlasse die Welt immer ein bisschen besser als du sie vorgefunden hast“.

Und wenn es irgendwann so weit ist, dass die Regeln, die uns im Miteinander helfen sollen, Thema sind und gelebt werden, dann hat mein kleiner Aufsatz hier sein Ziel erreicht und wir leben vielleicht in einer etwas besseren Welt.

 

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